Pluraler Kooperativismus: Institutionelle Herausforderungen

  • Termin: Di., 23. Oktober 2018, 19:00 Uhr
  • Leitung: Dr. Ana Honnacker
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag von Dr. Hannes Kuch (Frankfurt a. M.)

Der Vortrag beleuchtet einige Herausforderungen bei der institutionellen Ausgestaltung eines ‚liberalen Sozialismus‘. Dieser ist durch eine Kombination eines Marktsystems mit einer Unternehmensform gekennzeichnet, bei der das Eigentum sozialisiert ist. Doch welche Art von sozialisiertem Eigentum ist wünschenswert und praktikabel? Es gibt zwei konträre Modelle: Auf der einen Seite das kooperative bzw. genossenschaftliche Modell, bei dem die Beschäftigten Eigentümer*innen des Unternehmens sind; auf der anderen Seite das selbstverwaltete Unternehmen, dessen Kapital durch öffentliche Banken finanziert wird und das dafür Gebühren bezahlt.

In der liberalen politischen Philosophie gilt die Genossenschaft oft als wünschenswerte Unternehmensform, die sich, wie insbesondere John Stuart Mill prognostizierte, auch innerhalb der kapitalistischen Ordnung auf graduellem Weg durchsetzen würde. Das ist nicht geschehen. Warum? Handelt es sich um eine ‚Abstimmung mit den Füßen‘ vonseiten der Arbeiter*innen? Hat die Kooperative inhärente Defizite? Oder wird sie extern diskriminiert? Der Vortrag legt besonderes Augenmerk auf die institutionellen Hürden, die den Erfolg von Kooperativen erschweren, ohne sie weniger wünschenswert zu machen. Es folgt ein Ausblick auf die Möglichkeiten eines ‚gemischten‘ Systems, das die genossenschaftliche Form und eine öffentliche Beteiligung zusammenführt.

 

Dr. Hannes Kuch forscht seit 2017 in einem DFG-Projekt zum Thema „Ökonomie und soziale Freiheit“ (Institut für Philosophie, Goethe-Universität Frankfurt/Main) und ist Fellow am fiph. Im WS 2017/2018 vertrat er die Professur für Politische Theorie an der Hochschule für Politik/TU München. Zuvor war er Postdoctoral Research Fellow im Bereich Ideengeschichte an der Universität Stockholm. 2012 Promotion zu Hegels Figur von Herr und Knecht und deren Transformationen in Philosophie und Sozialtheorie. 1999 bis 2007 Studium der Philosophie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt/Main und an der FU Berlin.