Hegemonie und Alltagsverstand: Die politische Theorie Antonio Gramscis

  • Termin: Mi., 18. April 2018, 18:00 Uhr
  • Leitung: Dr. Ana Honnacker
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Vortrag: Dipl.-Pol. Agnes Wankmüller (Hannover)

Antonio Gramsci, der als Mitgründer und zeitweiliges Oberhaupt der kommunistischen Partei Italiens unter Mussolinis faschistischem Regime inhaftiert war, gehört zu den bedeutendsten neomarxistischen Theoretikern des 20. Jahrhunderts. Seine Hegemonietheorie, in deren Rah-men Hegemonie als Moment des Konsenses gilt, welcher neben (und nicht entgegen) dem Moment der Gewalt steht, zeigt den politischen Kampf damit als Kampf um die Vorherrschaft an Deutungen und Ideen. Diese Perspektive, die eine Kritik am ökonomischen Determinismus des traditionellen Marxismus zum Ausdruck bringt, legt eine andere Rolle von Alltagsverstand und herrschender Meinung nahe: Führende Gruppen stützten sich auf kulturelle Institutionen und Ordnungen, die sich über den Alltagsverstand der Geführten stabilisieren. Die Aktualität und Relevanz des politischen Denkens Gramscis speist sich ebenfalls durch die Inanspruchnahme seiner Begriffe durch neurechte Gruppierungen, die eine „Kulturrevolution von rechts“, und damit die politische Hegemonie über die Diskurshoheit in gesellschaftlichen Debatten anstreben.

 

Dipl.-Pol. Agnes Wankmüller ist Mitarbeiterin am fiph und dort hauptsächlich für die Institutsbibliothek zuständig. Ihre Themenschwerpunkte sind unter anderem politiktheoretische und soziologische Fragestellungen.