- Termin: Do., 02. März 2017, 17:00 Uhr
- Leitung: Dr. Eike Brock
- Ort: fiph
Interdisziplinärer Workshop
Dass sich ausgerechnet in der modernen Psychologie und Psychiatrie eine „Abkehr von der Seele [gr. Psyche]“ (D. Hell, Seelenhunger) beobachten lässt, entbehrt zwar nicht der Ironie, folgt aber doch einer gewissen Logik. Denn tatsächlich lässt sich ja die Seele, anders als z.B. das Gehirn, partout nicht empirisch lokalisieren, was ihr den okkulten Anstrich einer Geisterscheinung verleiht - und mit Geistern will man in der Wissenschaft nichts zu tun haben. Um also nicht in den Verdacht zu geraten, insgeheim Parapsychologie zu betreiben, orientiert man sich lieber an der Neurologie. Eine ähnliche Tendenz zum Seelenexorzismus ist auch in der modernen Philosophie am Werk; und das aus den nämlichen Gründen: Auch die moderne Philosophie fühlt sich im großen Ganzen dem Ideal der Wissenschaftlichkeit verpflichtet, weswegen sie auf eine Entität, die sich chronisch der empirischen Feststellbarkeit entzieht, gerne verzichtet. Der Preis, den man sowohl in der Psychologie/Psychiatrie als auch in der Philosophie dafür zahlt, ist allerdings hoch. Im Zuge der dem Wissenschaftlichkeitsideal gemäßen Fokussierung auf Strukturen geraten nämlich die Individuen und ihre Schicksale aus dem Blick.
Wichtig ist, dass sich obige Skizzierung des Seelenexorzismus in der Psychologie/Psychiatrie und der Philosophie an Tendenzen orientiert. Es gibt auch Ausnahmen, um nicht zu sagen: gegenstrebige Bewegungen. Insbesondere lässt sich im Rahmen der gegenwärtigen Renaissance einer Philosophie der Lebenskunst eine Art Revitalisierung der Seele für den philosophischen Diskurs beobachten. Und in der Daseinsanalyse oder der existenziellen Psychotherapie findet ebenfalls eine Konzentration auf den jeweiligen (aus dem Gleichgewicht geratenen) Seelenhaushalt des Individuums statt. Überhaupt darf man von einer Begegnung der Disziplinen Philosophie und Psychologie nicht nur auf dem Weg der vermeintlichen Via regia der neurologischen Bildgebungsverfahren sprechen, sondern eben auch auf der etwas holprigeren Straße der Gedanken über die Seele.
Im Workshop sollen Ansätze, die sich dem letztgenannten Weg verschrieben haben, in näheren Augenschein genommen werden.
Datum: 02./03. März 2017
ReferentInnen:
Kerrin Jacobs (Göttingen):
Thorsten Lerchner (Würzburg)
Jutta Georg (Frankfurt/M)
Günter Gödde (Berlin)
Dagmar Kiesel (Erlangen)
Eike Brock (Bochum)
Organisation: Dr. Eike Brock/fiph