Zur Kritik der Intoleranz in der arabischen Gegenwartsphilosophie

  • Termin: Di., 17. Oktober 2017, 18:00 Uhr
  • Leitung: Dipl.-Pol. Agnes Wankmüller
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag II: Dr. Sarhan Dhouib (Berlin)

Unsere Welt wird zunehmend von Formen der Intoleranz geplagt. Was aber verstehen wir genau unter Intoleranz und was bedeutet es, wenn wir, wie in den westeuropäischen Sprachen, mit der Negation operieren, um ein Gegenteil zum Ausdruck zu bringen?

Um die global geführte Diskussion um Toleranz und Intoleranz und mithin die damit verbundenen Vorwürfe und Aufgaben besser zu verstehen, lohnt es sich, die begriffliche Bedeutung genauer zu hinterfragen.

In meinem Vortrag beschäftige ich mich mit der Analyse der „Kritik“ (naqd) und der „Intoleranz“ (taʿaṣṣub) in der arabischen Gegenwartsphilosophie. Anders als im europäischen Kontext besitzt der Begriff von taʿaṣṣub seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. im Arabischen zwei gegensätzliche Bedeutungen: eine positive, die auf ein „Kollektiv“ und einen „Zusammenhalt“ (ʿaṣabiyya) hinweist, und eine negative, die mit „Intoleranz“ bzw. „Fanatismus“ gleichzusetzen ist. Dabei werde ich mich auf die Reflexionen von Philosophen wie z.B. den Libanesen Nassif Nassar und den Syrer Sadiq J. al-Azm stützen. Neben den verschiedenen Facetten der Bedeutung von Intoleranz möchte ich den Kritikbegriff, der bei diesen beiden Philosophen der Gegenwart verhandelt wird, herausarbeiten.

 

Dr. Sarhan Dhouib ist Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover. Nach dem Studium der Philosophie in Sfax (Tunesien) und Paris (Sorbonne) hat er an der Universität Bremen promoviert. 2011 erhielt er den Nachwuchspreis für Philosophie des Goethe-Institutes. Arbeitsschwerpunkte: Deutscher Idealismus, Arabisch-islamische Philosophie, Menschenrechtsdiskurse. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Philosophie im 19./20. Jh. sowie zur arabisch-islamischen Philosophie.