Die widerständige Stimme. Reflexionen arabischer Philosophinnen und Philosophen über Unrechtserfahrung

  • Termin: Di., 02. Mai 2017, 18:00 Uhr
  • Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag I: Dr. Sarhan Dhouib (Berlin)

In den letzten Jahren sind zahlreiche Zeugenschaften (in Form von Essays, Berichten, Romanen, Interviews usw.) in einigen arabischen Ländern erschienen. Dabei geht es vor allem um Aufarbeitung von Unrechtserfahrung in der Zeit des arabischen „Unabhängigkeitsstaates“ (dawlat al-istiqlāl). Im Demokratisierungsprozess reflektieren einige arabische Philosophinnen und Philosophen über ihren damaligen Widerstand, ihre Haft, ihre Verfolgung und ihre Träume von Revolution, Freiheit und Gerechtigkeit. Auch heute sind ihre Reflexionen für die Zivilgesellschaft sowie für die Geschichtsschreibung und die Umsetzung von Rechtsstaatlichkeit von großer Bedeutung. Sie erinnern uns nicht nur an das Versagen des arabischen „Unabhängigkeitsstaates“, sondern fordern uns dazu auf, uns für die Gegenwart und die Zukunft zu engagieren und von einer kommenden Demokratie zu träumen.

In meinem Vortrag versuche ich die Relevanz der philosophischen Zeugenschaftsliteratur für die politische und gesellschaftliche Transformation vor allem in Nordafrika zu zeigen. Dabei wird die Zeit vor der Revolution mit der Zeit danach verbunden, um die Ambivalenzen der Freiheit im Unabhängigkeitsstaat herauszuarbeiten. Am Beispiel von Zeugenschaften einiger arabischer Philosophinnen und Philosophen analysiere ich die Funktionen der Stimme, die in unterschiedlichen Situationen und Konstellationen eine entscheidende Rolle gegen Unrecht spielt und der ebenso eine ästhetische Dimension zukommt.

 

Dr. Sarhan Dhouib arbeitet seit 2010 am Institut für Philosophie der Universität Kassel. Im Sommersemester 2016 nahm er die Gastdozentur Philosophie im Vergleich der Kulturen an der Universität Bremen wahr. Nach dem Studium der Philosophie an den Universitäten Sfax (Tunesien) und Paris 1-Sorbonne wurde er an der Universität Bremen über Schellings Identitätsphilosophie promoviert. 2011 erhielt er den Nachwuchspreis für Philosophie des Goethe-Institutes.

Forschungsschwerpunkte: Schellings Philosophie, Politische Philosophie, Philosophie der Menschenrechte, klassische und moderne arabische Philosophie, Interkulturelle Philosophie.