Wahrheit und Wahrhaftigkeit im antiken und modernen Denken

  • Termin: Di., 07. Februar 2017, 17:00 Uhr
  • Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag VII: PD Dr. Lars Leeten (Oslo)

Während man mit dem Wort „Wahrheit“ üblicherweise den Sachgehalt von etwas, das gesagt oder gedacht wird, verbindet, versteht man unter „Wahrhaftigkeit“ gewöhnlich eine Grundhaltung von Personen, die sich dadurch auszeichnen, die Wahrheit zu sagen. In diesem Sinne sagt man auch gelegentlich, dass Wahrheit einen „objektiven“, Wahrhaftigkeit aber einen „subjektiven“ Charakter habe. In diesem Vortrag wird dieses vertraute Verständnis herausgefordert, indem das Verhältnis zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit in der antiken griechischen Philosophie betrachtet wird. Dabei zeigt sich, dass dieses Verhältnis in der Antike wesentlich enger sein konnte und Wahrheit und Wahrhaftigkeit – beides kann im Altgriechischen durch das Wort alētheia ausgedrückt werden – in manchen Fällen geradezu miteinander verschmolzen waren. Exemplarisch dafür ist die sokratische Dialektik, die als ein Verfahren aufgefasst werden kann, das nicht nur die Wahrheit der Rede, sondern gleichzeitig auch die Wahrhaftigkeit des Redenden sichern soll. An ausgewählten Beispielen aus der antiken Philosophie wird gezeigt werden, was ein solches Verständnis von Wahrheit und Wahrhaftigkeit ausmacht. Am Ende steht die Frage, was es unserem eigenen, modernen Verständnis zu sagen hat.

PD Dr. Lars Leeten war nach seiner Promotion in Berlin als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim tätig (2008–2014) und wurde 2016 im Fach Philosophie habilitiert. Gastdozenturen und Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. nach Belém, Brasilien, und nach Kaohsiung, Taiwan. Seit 2015 forscht er an der Universität Oslo. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die antike und moderne Ethik, das Verhältnis von Philosophie und Rhetorik sowie die ethische Reflexion diskursiver Praktiken.