- Termin: Mi., 30. November 2016, 18:30 Uhr
- Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
- Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Vortrag von Dr. Ana Honnacker
Religion als privat zu betrachten, ist unter den Bedingungen der säkularen Moderne so etwas wie ein Prüfstein der Pluralismusfähigkeit geworden. Nur wer sein Glaubensbekenntnis insofern als Privatsache behandelt, als dass er es nicht als allgemein gültige Doktrin eingesetzt wissen will, kann als vertrauenswürdiger Mitbürger gelten. Die darüber hinausgehende laizistische Forderung, Religion aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, versteht das Gebot der Privatisierung indes noch stärker. Der Vortrag stellt dem die These entgegen, dass Religion eine unverzichtbar öffentliche Dimension zukommt. So spielt der Prozess der Individualisierung, an dessen Ende eine reine „Privatreligion“ steht, eine zweischneidige Doppelrolle. Zum einen handelt es sich um eine fruchtbare Emanzipation von religiösen Institutionen und Lehrmeinungen. Im selben Zuge jedoch droht Religion eine Eigenlogik zu entwickeln, die sich jeglicher öffentlicher Rechtfertigung verweigert. Ein solcher Fundamentalismus der religiösen Erfahrung koppelt sich potentiell von den intersubjektiven Verständigungsprozessen ab, die dafür sorgen, die eigenen Überzeugungen kritisch zu prüfen und im Zweifel zu ändern. Die vollständig privatisierte Religion wäre damit zugleich die gefährlichste.
Dr. Ana Honnackerist seit Oktober 2014 wiss. Assistentin am fiph und arbeitet u.a. zu Themen der Religionsphilosophie und politischen Philosophie mit dem Schwerpunkt Pragmatismus.
