- Termin: Mi., 18. Januar 2017, 18:30 Uhr
- Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
- Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Vortrag von Dipl.-Pol. Agnes Wankmüller (Hannover)
Mit der linguistischen Wende in den Sozialwissenschaften scheint der Essentialismus moderner Perspektiven der Beschreibung von Prozessen und Individuen in aktuellen Gesellschaften kaum gerecht zu werden. Ebenso scheint jedoch der postmoderne Blick auf Gesellschaften begrenzt, da er dazu neigt, kollektive Dimensionen außer Acht zu lassen. Um diese Perspektiven neu anzudenken, könnte sich der Anschluss ihrer theoretischen Betrachtungen an die aus den Naturwissenschaften kommende Complexity Theory erweisen, die neue Erkenntnisse über die Rolle von Selbstorganisation und Informationsflüssen in komplexen Systemen erlaubt. So entwickelt Paul Cilliers ausgehend von der Complexity Theory neue Ideen über die Komplexität offener sozialer Systeme auf der Höhe poststrukturalistischer Theorien und stellt daran anschließend Überlegungen über ihre Selbstorganisation und ihren Informationsaustausch an. Zudem erhält Complexity Theory erneute Relevanz im Rahmen neo-materialistischer Ansätze, da sie es ermöglicht, soziale Phänomene als offene Systeme mit komplexer Organisation und instabilem Wandel zu fassen, was einen neuen Blick auf Handlungsfähigkeit mit sich bringt. Diese Herangehensweise, die Gesellschaften als komplexe, offene Systeme fasst und so einen neuen Referenzrahmen für politiktheoretische Betrachtungen liefert, könnte neue Perspektiven auf bekannte theoretische Probleme eröffnen. Ihre Potentiale sollen in diesem Vortrag beleuchtet werden.
Dipl.-Pol. Agnes Wankmüller ist seit Januar 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am fiph und dort hauptsächlich für die Institutsbibliothek zuständig. Ihre Themenschwerpunkte sind unter anderem politiktheoretische und soziologische Fragestellungen.
