Phänomenologie der Sprache nach John L. Austin

  • Termin: Di., 24. Mai 2016, 16:00 Uhr
  • Leitung: Dr. Lars Leeten
  • Ort: Vortragsraum des fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag III: Dr. Lars Leeten (Oslo)

Der Sprachphilosoph John L. Austin wird gewöhnlich, gemeinsam mit John Searle, als einer der Erfinder der „Sprechakttheorie“ genannt. Durch diese Einordnung ist der eigentümliche Charakter von Austins Sprachdenken inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. Besonders in seinem späteren Werk entwickelt Austin einen Zugang zur Sprache, der sich von der Theorie der Sprechakte im Sinne Searles radikal unterscheidet. Austin selbst nennt diesen Zugang „linguistische Phänomenologie“. Dieser Vortrag zielt darauf, diese besondere und bisher kaum ernsthaft erprobte Form der Phänomenologie wiederzugewinnen. Dabei zeichnet sich eine Form der Sprachreflexion ab, die sich im Rahmen einer dialogischen Praxis realisiert, als eine Übung im Umgang mit den feinen Unterscheidungen einer lebendigen Sprache, die eine Theorie der Sprache letztlich nicht erschöpfen kann. Nicht zuletzt schreibt diese Sprachphänomenologie der ethischen Dimension der Sprache eine fundamentale Bedeutung zu, indem sie das Sprechen als einen Vollzug versteht, in dem die ethischen Orientierungen von Personen zum Ausdruck kommen.

Dr. Lars Leeten war nach seiner Promotion in Berlin (2008) als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim tätig (2008–2014) und forscht derzeit an der Universität Oslo (2015–2016). Gastdozenturen und Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. nach Belém, Brasilien und nach Kaohsiung, Taiwan. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die antike und moderne Ethik, das Verhältnis von Philosophie und Rhetorik sowie die philosophische Reflexion der sprachlichen Praxis.