- Termin: Di., 19. April 2016, 16:00 Uhr
- Leitung: Dr. Natalja Pustovit
- Ort: Vortragsraum des fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag I: Dr. Natalja Pustovit (Charkiw)
Das Wort „Armut“ assoziiert man mit dem Defizit oder mit der Absenz der Ressourcen, die für die ökonomische Entwicklung eines Landes benötigt werden. Armut wird meistens aus ökonomischer Perspektive betrachtet, weil Wirtschaft mit Ziffern operiert. Sie erfasst die Armut in statistischen Berichten und ökonomischen Prognosen. Was geschieht, wenn ein Mensch allein mit seiner Armut bleibt, was macht er, während der Staat seinerseits gegen die Armut kämpft? In meinem Vortrag möchte ich mich mit dem Begriff der digitalen Armut, ihren Herausforderungen und Konsequenzen für den modernen Menschen unter den Bedingungen der Interkulturalität im Internet beschäftigen.
Die digitale Armut ist nicht einfach mit dem Defizit an Computern verbunden. Sie hat kulturelle, politische und ideologische Voraussetzungen. Was gilt als der entscheidende Faktor der digitalen Armut? Ist das die Entscheidung des Staates, seine Bürger aus der virtuellen Kommunikation auszuschließen, oder die Entscheidung des Bürgers, der „schweigend“ zustimmt, aus dem virtuellen Raum ausgeschlossen zu werden? In diesem Fall geht es nicht nur um den Faktor des Politischen, sondern auch um den Faktor des Kulturellen. Darunter versteht man, dass die digitale Armut als das Ergebnis der Konkurrenz der sozialen Subjekte für Popularität und Einfluss in der virtuellen Kommunikation bezeichnet werden kann. Kann ein Mensch „digital arm“ sein, wenn er kein Facebook-Konto besitzt? Konsequenterweise ist die Frage der digitalen Armut besonders wichtig für meine kulturelle Forschung.
Dr. Natalja Pustovit studierte Dokumentationswissenschaften und Informationsmanagement an der Nationalen Mykola-Schukowskyi Universität für Luft und Raumfahrt (Charkiw, Ukraine) und promovierte dort am Lehrstuhl für Philosophie zum Thema „Die Natur der Axiosphäre der Informationsgesellschaft“.
