- Termin: Di., 28. Januar 2025, 19:00 Uhr
- Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
- Ort: Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag: Freya Häberlein
Bernard Stiegler gilt als wichtiger Technikphilosoph und Medientheoretiker der Gegenwart. In seinen Texten, die sich, nicht selten melancholisch, mit der Polykrise im Spannungsfeld der hoch technologisierten Gegenwart befassen, spielen die Philosophie Nietzsches und der Nihilismus eine zentrale Rolle. Zudem versteht es der im Jahr 2020 verstorbene Philosoph, Nietzsche als wichtigen Vordenker für das moderne und oftmals entfremdete Verhältnis zwischen Kultur und Technik zu lesen. Vor allem in Frankreich (unter Einfluss Pierre Klossowskis und Gilles Deleuze‘) hat man bereits in den 1960er Jahren damit begonnen, Nietzsche als systematischen Denker anzuerkennen, dessen philosophisches Projekt es ist, mit der Abwesenheit festgeschriebener moralischer Werte (der „Umwertung aller Werte“) umgehen zu lernen, ohne dabei in Verzweiflung oder Zurückweisung jeglichen ethischen Handelns im nihilistischen Sinn zu verfallen. Mit Blick auf das Verhältnis zwischen kapitalistischer Aufmerksamkeitspolitik und der psychischen Gesundheit insbesondere junger Menschen soll ausgehend von Stiegler gefragt werden: Welche Formen des Nihilismus begegnen uns heute und welche Möglichkeit zu normativem Handeln haben wir im Zeitalter der Automatisierung durch Algorithmen und KI?
Freya Häberlein (sie/ihr) promoviert an der Leuphana Universität Lüneburg zum Einfluss Nietzsches auf die neuere französische Technikphilosophie. Sie ist derzeit Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover und Researcher am New Centre for Research and Practice. Dort moderierte sie 2023–24 die Seminarreihe „Techne Beyond Monoculture“ von Cécile Malaspina. Sie ist außerdem Museumsführerin in einem historischen Museum für Landwirtschaft und beschäftigt sich dort mit der Evolution technischer Objekte und damit verbundenen Implikationen für sozialen und kulturellen Wandel.
Zoom: https://zoom.us/j/99959260701