Trockenes Wohlgefallen und ein heiterer Sommerabend – Hat Kants Theorie des Schönen Raum für emotive Kunst?

  • Termin: Di., 15. Juni 2021, 19:00 Uhr
  • Leitung: Robin Wehe MA
  • Ort: Online-Vortrag

45 Minuten weiter denken mit Dr. des. Larissa Berger

Kants Philosophie ist eher weniger für Gefühle und Emotionen bekannt. Und obgleich Kants Konzeption des Schönen maßgeblich auf einem Gefühl der Lust beruht, so wird dieses als trocken, interesselos und in diesem Sinne distanziert charakterisiert. Andere, lebhaftere Gefühle haben, so scheint es, keine konstitutive Funktion für Schönheit, sondern stören diese vielmehr. Dem stehen unsere Erfahrungen zahlreicher Kunstwerke entgegen: Bei vielen (insbesondere expressiven) Kunstwerken scheinen die in uns Betrachtern ausgelösten Emotionen konstitutiv für ihre Schönheit zu sein. Hat Kants Theorie des Schönen trotz aller trockener Uninteressiertheit Raum für solch emotive Kunst? Bemerkenswerterweise negiert Kant die Möglichkeit emotiver schöner Kunst nicht, sondern führt sogar prominent Beispiele für emotive Kunstwerke an. So beschwört er fast schon schwärmerisch mit Hinblick auf ein Gedicht Friedrichs des Großen die „Erinnerung an alle Annehmlichkeiten eines vollbrachten schönen Sommertages, die uns ein heiterer Abend ins Gemüt ruft", herauf (KU: 316). Ich werde zeigen, wie sich Emotionen in Kants Konzeption schöner Kunst fügen und warum sich emotive Kunst letztlich auch für Kant als besonders ansprechend entpuppt.

Dr. des. Larissa Berger, gegenwärtig Fellow am fiph Hannover, promovierte 2019 an der Universität Siegen mit einer Arbeit zu Kants Philosophie des Schönen. Sie arbeitet zu Themen der Kantforschung, Ästhetik, Metaethik und der Philosophie der Wahrnehmung. Derzeit befasst sie sich mit der Frage, ob das Phänomen der sogenannten moralischen Wahrnehmung als ein Fall von genuiner Wahrnehmung begriffen werden kann.

Zoom-Link: https://zoom.us/j/94279268467