- Termin: Mi., 26. Mai 2021, 19:00 Uhr
- Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
- Ort: Online-Vortrag
45 Minuten weiter denken mit Anne Specht
Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie ist eine klassische Debatte der jüngeren Philosophiegeschichte. Während die Auseinandersetzung zwischen Theodor W. Adorno und Karl Popper in den 1960er Jahre weite Kreise zog, ist ein wichtiger Vorläufer dieses Streits aus den 1930er Jahren weniger bekannt. Durch Max Horkheimer trat bereits zu dieser Zeit ein Vertreter des Instituts für Sozialforschung an, ihm gegenüber Otto Neurath, ein Mitglied des Wiener Kreises.
Zwischen beiden Auseinandersetzungen liegen Brüche. Offenkundig werden sie auf der Ebene der verschiedenen Akteure, die trotz gemeinsamer theoretischer Bezüge Begriffe unterschiedlich profilieren. Darüber hinaus sollen auch zeitlich-historische Brüche in den Blick genommen werden: Auschwitz und Emigration. Die Frage, wie divergierende Positionen bezüglich des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft trotz geteiltem Erfahrungshorizont entstanden, ist leitend für den Vortrag. Die Ursachensuche führt über eine vergleichende Analyse der Auseinandersetzungen zur Behauptung des Positivismusstreits als Vehikel politischer Auseinandersetzung. Eine gemeinsame Diskussion möglicher Konsequenzen für unser akademisches Selbstverständnis kann dadurch hoffentlich angeregt werden.
Anne Specht hat Philosophie, Sozialwissenschaften und Theaterpädagogik auf Gymnasiallehramt in Rostock studiert. Nach Abschluss ihres Ersten Staatsexamens im März 2020 arbeitete sie u.a. als Lehrerin an einem Berliner Oberstufenzentrum. Seit April 2021 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen neben Wissenschaftstheorie und Kritischer Theorie bei Frauen* in der Philosophiegeschichte.
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