Zeit-Gewalt und Gewalt-Zeit. Dimensionen verfehlter Gegenwart

Wie ist geteilte, nicht verfehlte soziale Gegenwart möglich, die wir nur in mannigfaltigen Verhältnissen zueinander je ‚haben’ können? Vielleicht gerade dadurch, dass wir sie uns und Anderen lassen - der immerfort vergehenden Zeit und aller Gewalt zum Trotz.

Burkhard Liebsch: Zeit-Gewalt und Gewalt-Zeit. Dimensionen verfehlter Gegenwart, Graue Edition 2017, 370 S., ISBN 978-3-906336-70-1

Zeit und Gewalt gehen oft zusammen: als Zeit-Gewalt ‒ wenn die fragliche Gewalt in der Erfahrung von Zeit selbst liegt, etwa in ihrem unaufhaltsamen Vergehen ‒ und als Gewalt-Zeit ‒ wenn die erfahrene Zeit weitgehend davon bestimmt wird, wie sich Gewalt manifestiert: als Verletzung, Verwundung oder Vernichtung. Hier haben wir es zugleich mit Spielräumen menschlicher Gegenwart zu tun, die zwar verzeitlicht und unweigerlich der Gewalt ausgesetzt ist, aber weder der Zeit noch der Gewalt gänzlich ausgeliefert sein muss. In diesen Spielräumen liegt das, worauf es ankommt: nicht verfehlte Gegenwart einer wahrhaft sozialen Zeit, die wir nur doppelsinnig miteinander teilen können.