In seinem Beitrag untersucht Marvin Dreiwes die Grundmotive der Transformativen Wissenschaft von Uwe Schneidewind und Mandy Singer-Brodowski und kritisiert zugleich dessen mangelnde Reflexion auf die Verwendung des Begriffs der Moderne, einen fehlenden Sensus für die Eigendimension politischer Konflikte und eine Verkürzung der Wissenschaften entlang scheinbar universeller epistemischer Prinzipien.
Marvin Dreiwes: Uneingestanden politisch? Eine rettende Kritik der Transformativen Wissenschaft, Philosophie InDebate, 2023
Wie sollen die Wissenschaften auf die multiplen Krisen, insbesondere die ökologische Krise, reagieren? Gegenwärtig wird diskutiert, ob ein stärkeres politisches Engagement und Aktivismus von Seiten der Wissenschaft notwendig sind, ja ob insgesamt eine andere Form von Wissenschaft erforderlich ist.
Ein Kandiat hierfür ist das Konzept der Transformativen Wissenschaft, das in den 2010er Jahren von Uwe Schneidewind und Mandy Singer-Brodowski eingeführt wurde und das Wissenschaftssystem unter dem Leitprinzip der Nachhaltigkeit neu ausrichten will. In seinem Beitrag stellt Marvin Dreiwes Grundmotive der Transformativen Wissenschaften, wie die reflexive Moderne, die Transdisziplinarität und eine kritische Bestandsaufnahme des deutschen Wissenschaftssystems. Dabei zeigt sich allerdings, dass die Transformative Wissenschaft die eigenen Implikationen einer radikal vergesellschafteten Wissenschaft nicht theoretisch einfängt und damit unfreiwillig hinter ihren eigenen Ansprüchen zurückfällt.
Der Beitrag ist im Rahmen des Arbeitskreises Wissenschaft & Politik am Forschungsinstitut für Philosophie enstanden.