Ruination and Memory: Über Erinnerung als kollektiven Prozess der (Re-)Imagination

  • Termin: Di., 14. Januar 2025, 19:00 Uhr
  • Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
  • Ort: Gerberstr. 26, Hannover

Fellow-Vortrag: Johanna Bröse

Erinnern ist multidirektional. Es lenkt den Blick auf Gegenwärtiges, Künftiges und nicht zuletzt auf die »Trümmerhaufen« (W. Benjamin) der Vergangenheit. Die Fragmente, die sich aus dem Gestern auftürmen, werden nach Anknüpfungspunkten durchsucht. Einem bewahrenden, sorgenden Umgang mit der Vergangenheit steht eine oft von oben betriebene »Politik des Vergessens« entgegen, die Vergangenheits-Trümmer zum Zwecke eines anderen Narrativs von Macht und Herrschaft zusammensetzt. Die Widersprüche zwischen hegemonialer Erinnerungspolitik und Erinnerungspraxen von unten sind auch für die philosophische Betrachtung des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Bedeutung: Mit der Auslöschung von Leben, Lebensräumen und Zukünften erfolgt auch eine Auslöschung der Erinnerung an eine Vielfalt von Potenzialen. Diesen Prozessen stehen soziale Bewegungen mit ihren spezifischen Formen des Erinnerungsbezugs entgegen – sie versuchen, aus den Trümmern vergangener Kämpfe Fragmente für ihre eigene Praxis zu bergen, das Mosaik der Geschichte(n) in einer anderen Weise, oft mit emanzipatorischem Anspruch, zu (re-)imaginieren. Mit Beispielen der Multidirektionalität von Erinnerung aus Antakya/Türkei werden Möglichkeiten politischer Praxis und kollektiver Bergung ausgelotet.

 

Johanna Bröse ist Sozial- und Politikwissenschaftlerin. Ihre Forschung verbindet philosophische, politikwissenschaftliche und soziologische Ansätze, um die Bedeutung kollektiver Erinnerung und deren Einfluss auf soziale Bewegungen zu untersuchen. Derzeit promoviert sie an der Universität zu Köln.

 

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