Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Seele

  • Termin: Do., 12. April 2018, 18:00 Uhr
  • Leitung: Prof. Dr. Jürgen Manemann
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Fellow-Vortrag von Prof. Dr. Burkhard Liebsch (Bochum)

So alt der Begriff der Seele ist, so unklar erscheint, wie es gegenwärtig um die Seele und um ihre Zukunft bestellt ist. Vom thymos der alten Griechen, über das pneuma der Hellenisten bis hin zum „psychischen Apparat“ der modernen Psychoanalyse reicht das begriffliche Spektrum, mit dem wir es hier zu tun haben. Immer wieder fragte man sich, ob man es mit einer Art Substanz oder Wesen zu tun hat, ob es zusammengesetzt oder einfach, veränderlich oder unveränderlich, sterblich oder unsterblich sei ‒ mehr oder weniger überzeugt davon, dass sich menschliches Leben als unbeseeltes im Grunde nicht vorstellen lasse. Artifizielle Neo-Menschen ohne Seele, deren Zukunft bis heute von gewissen Anthropofuturisten ausgemalt wird, gelten nach wie vor als außerordentlich unheimlich.

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund stellt der Vortrag die Frage zur Diskussion, ob die menschliche Seele nicht in der Erfahrung des Selbst-Verrats ihren wundesten Punkt hat. Wenn das zutrifft, liegt die folgende Definition nahe: Seelisch leben Menschen mit Anderen ein Leben, das sowohl sie als auch sich dabei verraten kann und darum besorgt sein muss, ob diese Gefahr besteht. Nichts anderes dürfte sie demnach derart für die Frage sensibilisieren, wer sie überhaupt sind und in Zukunft sein werden.

 

Prof. Dr. Burkhard Liebsch lehrt Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum; Arbeitsschwerpunkte: Prak­tische Philo­sophie/Sozialphilosophie; Theorie der Geschichte; Das Politische in kulturwissenschaftlicher Perspektive; spezielle Forschungsthemen: Gewaltforschung, Kulturtheorie, Lebensformen, Sensibilität, Erinnerungspolitik, Europäisierung, Erfahrungen der Negativität, Geschichte des menschlichen Selbst.