Meisterkurs 2009 mit Hans Joas

Hans Joas, geb. 1948, ist Leiter des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien und Max-Weber-Professor an der Universität Erfurt. Er ist außerdem Mitglied des Committee on Social Thought und Professor für Soziologie an der University of Chicago sowie ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Permanent Fellow des Swedish Collegium for Advanced Study, Uppsala.

Zum Thema: Der „Glaube“ an die unantastbare Würde jedes Menschen hat tiefe Wurzeln in der jüdisch-christlichen Tradition. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurde er in Gestalt der „Menschenrechte“ auch wesentlicher Bestandteil moderner westlicher Verfassungstradition. Der Philosophische Meisterkurs beschäftigt sich mit der Entstehung und Bedeutung der modernen Formen dieses Glaubens. „Entstehung“ bezieht sich dabei einerseits auf die historischen Prozesse, die zur rechtlichen Kodifizierung dieses Glaubens führten. Andererseits geht es um den „existentialen Ursprung“, der heute – unter Bedingungen von Wertepluralismus und funktionaler Differenzierung – diesen Glauben für viele zunehmend attraktiv macht. Wesentliche Bestandteile christlicher Glaubens- und Denktradition (wie der Begriff der Seele und die Vorstellung von unserem Leben als einer Gabe) geraten dadurch unter einen produktiven Druck, neu artikuliert zu werden. Für den Glauben an die Menschenwürde sind auch Erfahrungen der totalen Entwürdigung des Menschen in der Gewaltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts konstitutiv. In einer Verbindung philosophischer, historischer und sozialwissenschaftlicher Argumentationen werden die Grundlinien einer Erklärung für die Entstehung und den Siegeszug der Menschenrechte entwickelt. Dies schließt auch die Reflexion auf die Möglichkeit einer nicht-destruktiven, d.h. „affirmativen“ Genealogie von Werten ein. Am Schluss stehen die Fragen, wie das Gespräch zwischen verschiedenen Wertetraditionen möglich ist und ob der Glaube an die Sakralität der Person das Potential zu einem Dialog religiöser und säkular-philosophischer Traditionen in sich trägt.

Informationen zur Teilnahme und Anmeldung finden Sie hier.