Fellow von Oktober 2019 bis September 2021
Zur Person
Studiert habe ich die Fächer Philosophie und Deutsche Philologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Université de Bourgogne/Dijon als Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Hier zeichneten sich meine ersten philosophischen Schwerpunkte ab, die während meiner Promotionsphase zu inhaltlichen Forschungsschwerpunkten wurden, nämlich die Hermeneutik, die Phänomenologie, die französische Philosophie und die narrative Philosophie.
Nach dem Abschluss meines Studiums war ich zunächst Geschäftsführende Leiterin am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum Mainz-Trier, am Standort der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Danach war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophischen Seminar der JGU Mainz und in der Folge als Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim tätig, wo ich 2013 meine Promotion abgeschlossen habe.
Nach meiner Promotion war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Editionsprojekt der Nachlassschriften des Philosophen Wilhelm Schapps am Institut für Philosophie der Universität Kassel. Seit 2018 bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Geschäftsführende Leiterin der Wilhelm-Schapp-Forschungsstelle am Fachgebiet Philosophie der Technischen Universität Kaiserslautern tätig.
Im Zuge meines Habilitationsprojektes, der unterschiedlichen Tätigkeits- und Forschungsbereiche an den Universitäten, die ich bisher kennenlernen konnte, und den damit einhergehenden jeweils gewonnenen Perspektiven auf die Philosophie haben sich meine Forschungsschwerpunkte um die Ethik, insbesondere die Technoethik und die narrative Ethik, die Anthropologie, die Kulturphilosophie wie auch wissenschaftstheoretische Fragestellungen erweitert.
Philosophieren bedeutet für mich deuten. Habe ich mich im Zuge meiner Promotion mit der hermeneutischen Grundsituation zwischen Fremdheit und Vertrautheit, wie sie sich in philosophischen Ansätzen implizit abzeichnet, beschäftigt, so wende ich mich in meinem Habilitationsprojekt der Deutung der ethischen Herausforderungen der technisch transformierten Lebenswelt zu.
Projekt am fiph
Mimesis in der technisch transformierten Lebenswelt
In meinem Forschungsprojekt, das mein Habilitationsprojekt ist, nimmt der Gedanke der Mimesis eine leitende Perspektive ein, auf den ich im Zuge meiner Auseinandersetzung mit der narrativen Philosophie und der narrativen Ethik gestoßen bin. Mimesis im philosophischen Sinne meint nicht einfach nur ein kopierendes Nachahmen. Mimesis meint viel mehr und hat eine unhintergehbare Bedeutung für die anthropologische Deutung des Menschen und für ethische Deutungen. Im Zuge der technischen Transformation der Lebenswelt gilt es, die ‚Stellung des Menschen im Kosmos‘ neu zu bedenken, neu zu deuten. Es gilt, den ehemals übertrieben erscheinenden Gedanken von Günther Anders, dass der Mensch nicht mehr Subjekt der Geschichte ist – bzw. bald sein könnte, ernst zu nehmen. Maschinelles Lernen, die Fortschritte im Bereich der schwachen KI und vieles mehr im Sinne des technischen Fortschritts verändern unsere Lebenswelt grundlegend – worauf die philosophische und ethische Deutung der menschlichen Lebenswelt reagieren muss. Galt es ehemals, artifizielle Systeme oder einfach nur maschinelle Technik als Instrumentarium zur Erleichterung der menschlichen Tätigkeiten in die Lebenswelt zu bringen, so hat sich dies heute verändert. Das Programm liegt darin, alles zu imitieren, zu simulieren, was der Mensch macht, was er kann – und die optimierte Leistung des artifiziellen Systems umgreifend in die Lebenswelt des Menschen einzubringen, und zwar in das, was der Mensch kann, was der Mensch macht, was der Mensch will und wünscht. Von allen Seiten der Lebenswelt, in die die Möglichkeiten der KI einfließen, werden ethische Richtlinien gefordert. Im Diskurs der Maschinenethik wird heftig über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Verantwortlichkeitszuschreibungen an artifizielle Systeme diskutiert.
Dem skizzenhaft umrissenen Gegenstandsbereich wende ich mich in meinem Habilitationsprojekt zu, wobei es nicht darum geht, die technischen Errungenschaften an den Pranger zu stellen. Vielmehr geht es darum, unter Rückgriff auf die philosophische Bedeutung der Mimesis, sich mit den ethischen Herausforderungen der sich technisch transformierenden Lebenswelt auseinanderzusetzten, wobei ich mein Projekt an der Schnittstelle zwischen narrativer Ethik, Anthropologie und Technikphilosophie verorte.