Dr. des. Nassima Sahraoui

Fellow von Oktober 2017
bis Juli 2018

Nassima Sahraoui ist eine Philosophin aus Frankfurt am Main. Sie studierte Philosophie, Politikwissenschaften und Soziologie sowie einige Semester Mittlere und Neuere Geschichte und Kunstgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre Promotion hat sie mit einer Arbeit zum Begriff des Vermögens am Institut für Philosophie abgeschlossen. Sie lehrte am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Goethe Universität Frankfurt sowie Gesellschaftstheorie und Ethik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Sie war zudem Koordinatorin und Assistentin des Promotionsbereichs der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach am Main und Lektorin und Volontärin für den S. Fischer Verlag.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Politischen Theorie, an den Schnittstellen zwischen Philosophie und Literatur, der Philosophie der Geschichte und Geschichte der Philosophie, Kritischen Theorie und Dekonstruktion und bei Autoren, wie Hannah Arendt, Walter Benjamin, Jacques Derrida und Martin Heidegger. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie Kleine Philosophie der Faulheit (Frankfurt 2012), einer Sonderausgabe „The Present of Deconstruction“ in der Oxford Literary Review (Edinburgh 2014) sowie eines Sammelbandes Thinking in Constellations. Walter Benjamin in the Humanities (Cambridge [i.E.]).  Sie publizierte Artikel zum Verhältnis von Messianismus und Demokratietheorie, zu Philosophie und Philologie und zu den Begriffen Faulheit und Muße. Zuletzt erschienen sind: „Die messianische Kraft der Demokratie. Politik, Geschichte und Zeitlichkeit bei Jacques Derrida“, in: F. Martinsen u. O. Flügel-Martinsen (Hg.): Demokratietheorie und Staatskritik aus Frankreich (Stuttgart 2015); „A Crystal of Time. (Political) Reflections towards a History of the Now“, in: Anthropology & Materialism. A Journal of Social Research (2017); „Geschichtsphilologie der Lumpensprache: Erzählung und Methode bei Walter Benjamin“, in: L. Banki u. M Scheffel (Hg.): Lektüren. Positionen zeitgenössischer Philologie (Trier 2017).

Darüber hinaus ist Nassima Sahraoui Gründungsmitglied zweier internationaler Workshopreihen: eine zum Begriff der Gewalt Violence in Literature and Philosophy und die andere zu Walter Benjamins Philosophie und hat mit zahlreichen Forschungsinstituten und Wissenschaftlern kooperiert. Sie ist regelmäßig zu Vorträgen auf Konferenzen und Symposien rund um den Globus eingeladen.

Projekt am fiph

Paradoxien der Zeit, der Ökonomie und der Politik: Faulheit und Muße

Im Rahmen meines Forschungsprojektes Paradoxien der Zeit, der Ökonomie und der Politik: Faulheit und Muße möchte ich die ebenso schillernden wie umstrittenen Begriffe der Faulheit und der Muße aus ideengeschichtlicher und sozialökonomischer Perspektive analysieren und diese für eine kritische gesellschaftspolitische Analyse fruchtbar machen. Hierbei werde ich von der Annahme ausgehen, dass es sich bei der Faulheit und der Muße um Momente der Enthaltung und des Zurückweisens von der uns umgebenden ökonomischen Taktung handelt. Durch die Ausübung von ‚aktiver‘ Faulheit und Muße ist es möglich – so die Hauptthese meines Projekts – den geltenden ökonomischen Zeitvorstellungen und -strukturen zu widerstehen und diese vielleicht sogar für einen Moment außer Kraft zu setzen. Dieses widerständige Moment besteht in unserer gegenwärtigen Gesellschaft im Wesentlichen darin, sich der schnelllebigen Geschäftigkeit und dem ökonomischen Treiben der Umgebung zu entziehen, um so gewissermaßen einen ‚anderen Takt‘ anzuschlagen. Was genau es bedeutet diesen ‚anderen Takt‘ anzuschlagen, wird im Verlauf des Forschungsprojektes anhand einiger ideengeschichtlich einschlägiger Schriften und jeweils aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen, wie der Philosophie, der Politischen Theorie, der Sozialphilosophie, aber auch mithilfe literarischer Texte erläutert werden.