Dr. Lisz Hirn

Fellow von Oktober 2015 bis Januar 2017

Die leidenschaftliche Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsches Atheismus führte mich zur Philosophie und an die geisteswissenschaftliche Fakultät. Schnell erfuhr ich am eigenen Leib, dass das, was man anfangs besonders hart kritisiert, ja sogar ablehnt, oft das ist, was einem am nächsten ist und zur eigenen (wissenschaftlichen)  Weiterentwicklung wesentlich beiträgt.

2006 schloss ich mein Studium der Philosophie an der Karl-Franzens Universität Graz mit einer Arbeit zur philosophischen Anthropologie Nietzsches und Albert Camus´ ab. Nebenbei studierte ich auch einige Semester „Gesang“ an der Kunstuniversität Graz sowie 2012 an der Kathmandu University in Nepal.

2007 folgte ein Auslandssemester an der Université VIII St. Denis in Paris. Eine intensive und „existentiell-bunte“ Zeit, die die Arbeit an meiner Dissertation wesentlich inspiriert hat.

2009 beendete ich mein Studium der Philosophie an der Karl-Franzens Universität Graz als Doktorin der Philosophie, diesmal mit einer Arbeit zu Nietzsches Frühwerk veröffentlicht unter dem Titel  „Friedrich Nietzsche: Die menschliche Existenz zwischen Hedonismus und Pessimismus“.  In der Dissertation ging es darum, Nietzsches lebensphilosophisches Verständnis von Menschsein zu untersuchen und die wesentlichen Existenzialien, die meines Erachtens bereits im Frühwerk des Philosophen maßgeblich festgelegt sind und sich als roter Faden durch Nietzsches Denken ziehen, zu analysieren. Nietzsches Beschäftigung mit Autoren der griechischen Antike sowie mit Schopenhauers Pessimismus ist wesentlich für seine ethische und ästhetische Konzeptionen, wie menschliche Existenz und somit gutes Leben gelingen kann.

Nach dem Abschluss führte mein Weg direkt in die Philosophische Praxis, also vom Elfenbeinturm auf die „Straße“ und damit auf zahlreiche Reisen, auf Gastdozenturen nach Nepal, Japan und Marokko. Seitdem  beschäftige ich mich mit Themen Interkultureller Ethik und Kommunikation, wobei für mich der interkulturelle Dialog als philosophisches „tool“ in der Philosophischen Praxis von besonderem Interesse ist. Über diese Thematik habe ich bereits in  Lehrveranstaltungen an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Graz und der Universität Wien referiert.

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Projekt am fiph

Dialog und Social Empowerment – Wie kann Dialog in der Philosophischen Praxis funktionieren?

Die Problematik rund um meinen Arbeitstitel „Dialogue and Social Empowerment“ wird mich auch während meiner Zeit als Fellow am fiph beschäftigen. Mein philosophisches Hauptaugenmerk liegt dabei u. a. auf existenz-, religions- und kulturphilosophischen Fragestellungen.

Dialog kann nicht nur die Partizipation einzelner und bestimmter Gruppen motivieren, sondern auch der Gewaltprävention und der aktiven Gestaltung der Gesellschaft dienen, indem er ein selbstreflexives und rationales Element, das allem Philosophieren innewohnt, einbringt. Der Dialog wird vorgestellt als ein Geschehen zwischen zwei oder mehr Menschen. Die antiken Wurzeln (Platon, Stoa, Epikureer) die neueren Verzweigungen (Bohm, Buber, Rosenzweig) sowie Gegenpositionen (Lévinas) sollen angesprochen und kritisiert werden, auch im Vergleich zu anderen Kommunikationstheorien.

Als philosophische Praktikerin habe ich vorzugsweise immer den Dialog als Methode gewählt, vor allem in der Arbeit mit Gruppen. Insofern interessieren mich die Rahmenbedingungen für dialogisches Geschehen, also mögliche Orte, Zeiten und Einsatzgebiete. Es gilt, theoretische Möglichkeiten und Grenzen sowie konkrete Anforderungen an Praxisräume abzustecken.

In meinem Projekt am fiph ist es mir darum zu untersuchen, inwieweit Dialog eine Methode für Social Empowerment in der Zivilgesellschaft, Religion und Politik werden kann, indem durch Dialog ein „freier Ort“ sowohl für das Individuum, als auch für das Kollektiv, geschaffen wird, wo etwas „Neues, Unerwartetes, Ungeplantes“ passieren kann. Kennzeichen eines gelungenen Dialogs ist, dass alle TeilnehmerInnen einander gleichwertig begegnen und Kommunikation verlangsamt stattfindet. Es geht nicht darum, die eigenen Meinungen möglichst überzeugend darzulegen, sondern sich auf einen gemeinsamen, demokratischen Denkprozess einzulassen.