Dr. Iwona Janicka

Fellow von April 2015 bis Juli 2016

In meiner Forschung konzentriere ich mich in erster Linie auf Denker des 21. Jahrhunderts und ihre Zeitdiagnosen der gegenwärtigen Welt. Ich interessiere mich für philosophische Erklärungsversuche unserer Lage in der heutigen Welt und die Möglichkeiten eine affirmative Theorie zu entwickeln jenseits reiner Kritik. Meine Promotion habe ich 2015 an der Universität Cambridge, Trinity Hall, abgeschlossen, die von Bill and Melinda Gates Trust gefördert wurde. Ich beschäftigte mich mit der Frage von sozialen Transformationen und den philosophischen Konzepten, die man entwickeln kann, um zeitgenössische Sozialbewegungen zu verstehen. Mit gegenwärtiger Philosophie setzte ich mich bereits während meines BA an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2008) und meines Masters in Cambridge (2009) auseinander, wenn auch mehr im literarischen Kontext. Zwischenzeitlich konnte ich als Mitglied des Studienkollegs zu Berlin von einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Hertie-Stiftung profitieren. Neben meinen akademischen Projekten arbeite ich mit an dokumentarischen Filmprojekten über deutsch-polnische Beziehungen in der Oder-Grenzregion.

Projekt am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover

Wie ist Politik in einem nicht-anthropozentrischen Rahmen zu denken?

Mein Projekt am Institut thematisiert das Konzept von Politik in den neo-materialistischen Strömungen der gegenwärtigen Philosophie. Meine Ausgangsfrage lautet: Wie verändert sich der Begriff von Politik angesichts der immensen technologischen Entwicklungen (z.B. in der künstlichen Intelligenz) und der drohenden ökologischen Krise? Das Konzept von Politik in seinem herkömmlichen Sinne definiert sich durch polis (institutionelle Struktur) und logos (Sprache). Es dreht sich um ein ganz bestimmtes Bild des Menschen – das Idealbild des vitruvianischen Mannes: männlich, weiß, leistungsfähig. In ihrer Genealogie schließt Politik axiomatisch aus ihrer Definition nicht nur „sprachlose“ Entitäten aus wie Frauen, Sklaven, Behinderte oder Arme, sondern auch „non-humans“ (Umwelt, Tiere, Pflanzen, Technologie). Angesichts unserer aktuellen ökologischen und technologischen Lage, erscheint es jedoch notwendig das Konzept von Politik wiederzudefinieren. Das Projekt für dasForschungsinstitut beschäftigt sich mit der Frage, ob „non-humans“ in das Konzept von Politik integriert werden können und was die philosophischen Konsequenzen davon wären.