lic. phil. Stephan Garhammer bacc. theol.

Stipendiat von Januar 2010 bis Dezember 2010

Ich bin 1980 in München geboren. Dort studierte ich auch für vier Semester katholische Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität und Philosophie an der Hochschule für Philosophie. Danach trieb es mich ins Ausland. Zuerst immatrikulierte ich mich für ein Jahr an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck, um weiterhin Philosophie zu studieren. In dieser Zeit habe ich mich vor allem mit sprachphilosophischen und metaphysischen Überlegungen auseinandergesetzt. In den folgenden drei Jahren habe ich mich dem theologischen Studium gewidmet und an der Pontificia Universitá Gregoriana in Rom meinen Abschluss gemacht. Nach Innsbruck zurückgekehrt, schloss ich ein Jahr später mein Philosophiestudium ab. In meiner Abschlussarbeit habe ich die funktionale Rolle von Emotionen im Entscheidungsprozess untersucht und dabei die Emotionstheorien von Antonio R. Damasio und Thomas von Aquin verglichen.

Das Thema dieser Arbeit beschäftigt mich auch weiterhin. Im Anschluss an mein Philosophiestudium arbeite ich seit November 2007 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn bei Dieter Sturma an einem Promotionsprojekt mit dem Thema „Emotionen und Selbstverhältnisse“. Dies ist auch zugleich mein Forschungsprojekt am fiph. In den letzten zwei Jahren wurde ich von der Hanns-Seidel-Stiftung gefördert.

Meine Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie des Geistes. Historisch habe ich viel zur Antike und dem Mittelalter gearbeitet. Daneben beschäftigt mich die Debatte um die embryonalen Stammzellen. Dabei möchte ich die dahinter steckenden unterschiedlichen Konzeptionen des Begriffs „Person“ herausarbeiten. Außerdem interessiere ich mich für den Deutschen Idealismus und für die Philosophie der Zeit.

 

Projekt am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover

Emotionen und Selbstverhältnisse

In den letzten Jahren waren menschliche Gefühle oder - etwas technischer ausgedrückt -Emotionen vermehrt Gegenstand philosophischer Reflexionen in den Bereichen der Ethik, der Handlungstheorie, der Religionsphilosophie und der Ästhetik. Es ist jedoch erstaunlich, dass dabei ein fundamentaler Aspekt von Emotionen in der Literatur kaum Beachtung findet: Die Verortung der Emotionen in der Debatte um das Verhältnis zwischen Körper und Bewusstsein. Dabei wurde die aktuelle Debatte um die Emotionengerade aus dieser Fragerichtung heraus angestoßen und entwickelt. So fragte William James in seinem Aufsatz „What is an Emotion“ von 1884 nach dem konstitutiven Element unserer Emotionen: Ist es eine Veränderung unseres Körperzustandes oder die sich formierende evaluative Überzeugung aufgrund einer erlebten Situation?

Mein Projekt am fiph, bei dem es sich gleichzeitig um eine Promotionsarbeit an der Universität Bonn handelt, folgt der Frage von James: Ich untersuche die Rolle der Emotionen im Verhältnis zwischen körperlichen Erregungszuständen und Überzeugungen, zwischen Körper und Bewusstsein bzw. Leib und Seele. Da diese Fragerichtung in der gegenwärtigen Debatte kaum Beachtung findet, untersuche ich vor allem historische Positionen, die für die philosophische Reflexion zum Phänomen „Emotion“ einen entscheidenden Beitrag geliefert haben und vergleiche sie mit den gegenwärtigen Theorieansätzen. Damit spanne ich einen Bogen von der Antike über die Neuzeit bis zur Gegenwart unter der systematischen Perspektive des psychophysischen Wechselwirkungsproblems. Die Auswahl der Autoren und der Methode des Vergleichs der einzelnen Positionen ist von der Grundüberzeugung getragen, dass sich die jeweiligen Emotionstheorien zwischen den beiden schon in der Antike aufgespannten Polen der aristotelischen und der stoischen Position einordnen lassen.

Mit meinem Dissertationsprojekt verfolge ich zwei Ziele: Zum einen ordne ich mit Hilfe des systematischen Blicks die Positionen aus Gegenwart und Vergangenheit einander zu und schaffe Ordnungskriterien für eine Klassifikation. Zum anderen gebe ich Impulse und neue theoretische Perspektiven für das Körper-Bewusstsein-Verhältnis.