Dr. Nicola Zambon

Fellow von Oktober 2022
bis Juli 2023

Zur Person

Dr. Nicola Zambon studierte Philosophie in Bologna, Mainz und am Husserl-Archiv in Freiburg i.B. 2014 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert mit der Arbeit Das Nachleuchten der Sterne. Konstellationen der Moderne bei Hans Blumenberg, die 2017 beim Wilhelm Fink Verlag erschienen ist. 2015-2017 war Nicola an der Ecole Normale Supérieure in Paris (zuerst mit einem Stipendium der Fondation Maison des Sciences de l’Homme/DAAD, sodann mit einem Forschungsstipendium der DFG) mit einem Forschungsprojekt zur „Rhetorik (in) der Phänomenologie. Zum Rede- und Sprachverständnis bei Edmund Husserl und im Frühwerk Martin Heideggers“. Seit April 2017 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität in Berlin und habilitiert über Kants Moralanthropologie. Nicola ist Herausgeber vom Nachlass von Hans Blumenberg.

Seine Forschungsfelder und -interessen umfassen die Phänomenologie (v.a. Husserl, Heidegger, Merleau-Ponty und Blumenberg), die Philosophie der Neuzeit (v.a. Vico, Spinoza und Kant), die Religionsphilosophie und die Psychoanalyse.

Projekt am FIPH

»Selbsttäuschung. Formen individueller und kollektiver Selbstverkennung – nach Kant«

Was ist Selbsttäuschung? Ist sie eine Art von Lüge, ein Belügen unserer selbst? Wie ist sie überhaupt möglich, wenn wir doch von dem, was wir uns selbst und anderen verbergen wollen, Kenntnis haben müssen? Ist Selbsttäuschung eine zu vermeidende Verfehlung oder ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens? Wodurch wird Selbsttäuschung verursacht und motiviert, in welcher Weise kommt sie zustande, durch welche sozialen und psychologischen Bedingungen wird sie gefördert, welche Funktion erfüllt sie im Leben des Individuums und des Kollektivs? Was sind ihre Auswirkungen in der sozialen Kommunikation wie in der Verständigung der Personen über sich selbst?

Das Projekt möchte die Frage danach, wie Selbsttäuschung zu erfassen, ihre Bedeutung für individuelles und kollektives Leben zu verstehen ist, ausgehend von einer kritischen Auseinandersetzung mit der praktischen Philosophie Immanuel Kants stellen. Es wird sich zeigen, dass Kants moralpsychologische Erklärungen darauf abzielen, Selbsttäuschungsphänomene als komplexe Strategie vermeintlicher Rationalisierungen durch pseudo-vernünftige Motive und Narrative auszulegen, sodass sich daraus eine konsistente und belastbare Theorie herausarbeiten lässt. Dadurch soll Raum für neue philosophische Perspektiven geschaffen werden zum Verständnis eines Phänomens, dessen lebensweltliche Präsenz unstrittig ist.