"Braucht Werterziehung Religion?" (2006)

Viele Eltern, oft auch solche, die selbst nicht religiös sind, wollen ihre Kinder religiös erziehen. Sie lassen sie am Religionsunterricht teilnehmen oder schicken sie auf konfessionelle Schulen. Denn sie vermuten, dass stabile Werthaltungen nur zusammen mit dichten Erfahrungen der Selbsttranszendenz entstehen, die religiös gedeutet werden müssen, um für das Selbstverständnis eines jungen Menschen relevant zu werden. Andere hingegen fürchten, durch religiöse Erziehung die Freiheit ihrer Kinder zu sehr einzuschränken und sie auf Vorstellungen festzulegen, die sie später als mündige Erwachsene ohnehin wieder über Bord werfen.

Dieses lebenspraktische Problem darf nicht als eine rein pädagogische Frage missverstanden werden. Denn sie kann erst dann beantwortet werden, wenn geklärt ist, was Werte sind, was Erziehung ist und was der Mensch ist, um dessen Freiheit und Selbstverständnis es hier letztlich geht. Welche philosophischen Gründe sprechen für und welche gegen religiöse Erziehung? Wenn die Preisfrage mit ja beantwortet wird, werden zudem Fragen politischer Philosophie aufgeworfen: Wie passt in modernen Gesellschaften die Notwendigkeit gemeinsamer Werte mit der Pluralität der Religionen zusammen? Welche funktionalen Äquivalente für Religion sind in der Werterziehung denkbar für diejenigen, denen der Zugang zu Religionen nicht möglich ist? Wer kann dann für echte Werterziehung zuständig sein?

Prämiert wurden die Beiträge von:

1. Preis: Hans G. Nutzinger, Kassel / Anja Stöbener, Friedberg

2. Preis: Stefan H. Meyer-Ahlen, Erfurt

3. Preis: Douglas R. McGaughey, Salem, USA

 

Die Preisverleihung fand statt am 9. September 2006 in der Dombibliothek Hildesheim.