"Wo hört die Toleranz auf?" (2005)

Kaum jemand bestreitet, dass Toleranz für ein friedliches Zusammenleben in einer Welt zunehmender Pluralität unverzichtbar ist. Wir brauchen eine Kultur der Anerkennung über Differenzen hinweg. Doch bedeutet dies, dass beliebige Standpunkte toleriert werden müssen? Auch solche, die selbst der Intoleranz das Wort reden, die Rassismus und andere Formen von Diskriminierungen propagieren, die Menschenrechtsverletzungen bis hin zum Völkermord und zum Terrorismus rechtfertigen? Grundsätzlich scheint klar zu sein, dass auch die Toleranz ihre Grenze hat. Was kann die Philosophie zur Klärung der Frage beitragen, wo genau diese Grenze verlaufen soll? Wie kann sie bestimmt werden? Wer kann zu Recht den Anspruch erheben, sie zu definieren? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, diese Grenze auch demjenigen gegenüber zu rechtfertigen, dessen Standpunkt jenseits dieser Grenze liegt? Was schließlich bedeutet eine solche Grenze praktisch? Welche Formen der Konfliktaustragung und der Bekämpfung von Intoleranz sind moralisch noch tragbar, welche nicht?

 

Prämiert wurden die Beiträge von Dr. Franz Domaschke, München und Dr. Ludger Jansen, Saarbrücken.

Die Preisverleihung fand statt am 19. November 2005, Joseph Joachim-Saal der Stiftung Niedersachsen, Künstlerhaus Hannover. Die Laudatio auf die Preisträger hielt Prof. Dr. Christian Starck, Göttingen, der Mitglied des Vorstands und der Jury ist. Musikalisch gestaltet wurde die Tagung zur Verleihung des Wissenschaftlichen Preises von den "Fo(u)r Cellissimo" mit Werken von Julius Klengel, Alexandre Tansman und Ivan Shekov.