Dr. Dr. Oliver Putz

Fellow von Oktober 2022
bis Juli 2024

Zur Person

Oliver Putz ist Research Affiliate des Laudato Si’ Research Institute (LSRI), Campion Hall, der Universität Oxford, wo er sich mit Fragen zur Rolle der Religion bei der gesellschaftlichen Transformation hin zu einer gerechteren, ausgewogenen und nachhaltigen Zukunft beschäftigt. In seiner Forschung legt er einen besonderen Schwerpunkt auf die sozialen, ökologischen und spirituellen Dimensionen des Verlusts der biologischen Vielfalt, der Plastikverschmutzung und des Klimawandels. Andere Forschungsthemen sind die theologische Bewertung von Tieren, des weithin postulierten Mensch-Tier-Überganges und der traditionell vorausgesetzten ontologischen Einzigartigkeit des Menschen in der theologischen Anthropologie. Bevor er zum LSRI kam, war er Senior Fellow am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Davor war Putz Professor für Religion und Naturwissenschaft im Fachbereich Religionswissenschaft und Theologie an der Santa Clara University, Kalifornien, USA. Er promovierte in Theologie an der Graduate Theological Union, Berkeley, USA, und in Biologie an der Freien Universität Berlin, Deutschland.

Das Projekt am FIPH

»Begegnung mit der Schöpfung: Integrale Naturerfahrungen als essentieller Aspekt ökologischer Umkehr«

Die derzeitige sozio-ökologische Krise ist auch für Kirchen und Religionsgemeinschaften eine existenzielle Herausforderung, der sie mit religiös und spirituell vermittelten Verhaltensänderungen begegnen möchten. Ein Beispiel hierfür ist die Enzyklika Laudato si‘, in welcher Papst Franziskus nicht nur Katholiken, sondern alle Menschen zu einer ökologischen Umkehr weg von einem reduktionistisch technokratischen hin zu einem ganzheitlich integralen Paradigma aufruft. Für den Papst kann nur ein Ansatz, der auf den Menschen als Teil der Schöpfung fokussiert, zur Lösung des Problems führen. Offen ist jedoch, wie genau so eine ökologische Metanoia und damit verbundene Verhaltensveränderungen auf den Weg gebracht werden könnte. Umweltpsychologische Untersuchungen haben immer wieder auf die Wichtigkeit von direkten Naturerfahrungen für die Motivation zu nachhaltigem Verhalten hingewiesen. Auch die christliche mystische Tradition ist sich des einzigartigen Offenbarungscharakters der Naturerfahrung bewusst. Die Frage ist nun, ob direkte persönliche Naturerfahrungen in Form einer theologisch reflektierten spirituellen Praxis bei gläubigen Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Schöpfung als Mitgeschöpf vermitteln kann und somit eine tiefgreifende, ganzheitliche und langfristige ökologische Umkehr zu nachhaltigerem Verhalten motivieren kann.

Das geplante fiph-Projekt wird (1) die theologischen und psychologischen Grundlagen einer integralen Naturerfahrung erarbeiten, (2) die Ergebnisse mit bestehenden und geplanten Projekten zur persönlichen Sensibilisierung für die Schöpfung teilen und reflektieren, (3) mit diesen Praxispartnern konkrete spirituelle Ansätze zur Naturerfahrung entwickeln und (4) deren Umsetzung umweltpsychologisch begleiten sowie die Effekte bezüglich zukünftiger Einstellungs- und Verhaltensveränderungen evaluieren.