Dr. Ana Honnacker

Philosophie steht für mich nicht abseits vom alltäglichen Leben oder gar im Gegensatz dazu. Vielmehr begreife ich sie als Navigationsinstrument durch den Dschungel menschlicher Erfahrung. Diese Orientierungsleistung philosophischen Denkens kann z. B. in der philosophischen (Lebens-)­Beratung praktisch werden. Wesentlich geprägt ist meine Auffassung von Philosophie als Medium der kritischen Betrachtung der alltäglichen Erfahrung durch die Tradition des Pragmatismus, insbesondere durch William James.

Zunächst bin ich während meines Studiums der Philosophie, katholischen Theologie und allgemeinen Sprachwissenschaft in Münster vor allem mit Wissenschaftstheorie und der Tradition der analytischen Philosophie in Berührung gekommen. 2008 habe ich meinen Magistergrad erlangt und war im Anschluss am dortigen Exzellenzcluster „Politik und Religion“ beschäftigt, in dessen Rahmen ich zunehmend für die Spannung von Religion und Moderne, insbesondere in Gestalt der demokratischen Gesellschaft, sensibel wurde. 2009 wechselte ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin ans Institut für Theologie und Sozialethik der TU Darmstadt. Promoviert habe ich am Fachbereich Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt, wo ich meinem Interesse am Pragmatismus nachgehen und religions- sowie politikphilosophische Fragestellungen vertiefen konnte. So habe ich in meiner Dissertation die Implikationen der Religionsphilosophie von William James auf die Debatte um den Ort der Religion in der demokratischen Öffentlichkeit untersucht. Die Arbeit entstand zu großen Teilen am DFG-Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“, dessen Interdisziplinarität und -religiosität mir ein stetiger Anstoß zur eigenen Standortbestimmung gewesen ist. Wie lässt sich in einer grundlegend von Pluralität geprägten Situation eine eigene Position beziehen, ohne sie zu verabsolutieren? Wie ist Kritik im Bewusstsein dieser Perspektivität möglich? Diese Fragen werden mich auch im weiteren Forschen beschäftigen.