"Kann es heute noch gerechte Kriege geben?" (2007)

Die traditionelle „Lehre vom Gerechten Krieg“ gibt Kriterien an, nach denen die Anwendung von Gewalt zwischen Staaten moralisch gerechtfertigt werden kann. In den Zeiten des Ost-West-Gegensatzes und unter der Androhung des massiven Einsatzes von Atomwaffen, durch die die ganze Welt zerstört werden kann, wurde von vielen der Krieg als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ (Clausewitz) grundsätzlich geächtet. Völkermorde wie in Ruanda oder massive Vertreibungen wie im Kosovo führten jedoch zu einer Relativierung einer solchen pauschalen Ablehnung des Krieges. Unter bestimmten Voraussetzungen sei die Weltgemeinschaft oder eine Gruppe von Staaten geradezu moralisch zur „humanitären Intervention“ verpflichtet, wenn anders das Leben vieler unschuldiger Menschen nicht gerettet werden könne. Freilich bleibt es ein gravierendes moralisches Problem, ob überhaupt und, wenn ja, wie die möglichen Opfer der Gewalt gegen möglicherweise gerettete Menschenleben aufgerechnet werden können und wie man unter massiven Unsicherheiten der Einschätzung solcher Folgen und Nebenfolgen zu einem vertretbaren moralischen Urteil gelangen kann. Wer ist schließlich auf der Grundlage welcher Verfahren befugt, solche Entscheidungen zu treffen? Unter der Annahme, dass in den nächsten Jahrzehnten in vielen Ländern und Regionen Konflikte um Ressourcen, Menschenrechtsverletzungen, Bürgerkriege, Staatsversagen oder die Drohung mit terroristischer Gewalt durchaus zunehmen könnten, wird die Frage nach der moralischen und politischen Rechtfertigung militärischer Gewalt immer dringlicher. Wenn sich Kriege überhaupt noch rechtfertigen lassen, wie könnte dann eine den gegenwärtigen Kontexten adäquate Weiter­entwicklung der „Lehre vom Gerechten Krieg“ aussehen?

Die Preisverleihung fand am 15. September 2007 in der Dombibliothek Hildesheim statt. Die Preisträger sind:

1. Preis: Daniel Meßelken M.A., Leipzig

2. Preis: Dr. Oliver Hidalgo, Regensburg

3. Preis: Dr. Christoph Henke, LL.M., Berlin